Die Edelmetallmärkte 2019: Viel Licht und wenig Schatten

Über 200 Jahre ist es her, dass der große Dichter Goethe in seinem Faust bemerkte, dass doch alles zum Golde dränge. Für das Jahr 2019 lässt sich dieser Drang zum Gold
zwar nicht durchweg bestätigen, am Ende fand das Jahr für die Goldanleger aber einen durchaus versöhnlichen Abschluss.

Die europäischen Anleger konnten am Ende, in Euro gerechnet, ein sattes Kursplus von 20 % verbuchen; für jene Inhaber von Gold, die in Dollar rechnen, fiel das Kursplus mit 15 % kaum kleiner aus. Dabei war es im Jahr 2019 nicht schwer, sowohl institutionelle Anleger, als auch Zentralbanken von der Sinnhaftigkeit eines Investments in das gelbe Metall zu überzeugen. Die verschiedenen Handelskonflikte zwischen den USA und anderen Ländern, geopolitische Spannungen wie der Brexit und die Krise in Syrien oder die Schuldenkrise in vielen Ländern in Verbindung mit extrem niedrigen Zinsen waren die wesentlichen Treiber für die Käufer.

Die Zentralbanken vergrößerten ihre Bestände im Jahr 2019 erheblich. Insgesamt stiegen die Käufe auf über 500 Tonnen und lagen somit auf dem höchsten Stand seit 2010. Die großen Käufer waren dabei die Zentralbanken Chinas, Russlands und der Türkei, die sich mit Hilfe des Goldes sicher auch von der bisher führenden Reservewährung US-Dollar unabhängiger machen wollen.

Eine weitere große Käufergruppe waren institutionelle Großanleger. Diese führen ihre Investments oft mit Hilfe von Exchange- Traded-Funds durch, bei denen es in der Regel nicht zu einer Auslieferung des gekauften Edelmetalls kommt. Mit einem Neuabsatz von bis dahin rund 400 Tonnen erreichte die Gesamtmenge der über ETFs gekauften Goldbestände im Oktober 2019 ein neues Allzeithoch von fast 2.900 Tonnen.

Die durch Käufe von Zentralbanken und institutionellen Anlegern hervorgerufenen Preissteigerungen haben im Verlauf des Jahres dafür gesorgt, dass sich private Anleger als dritte wichtige Käufergruppe lange Zeit zurückhielten. Bis zum Ende des dritten Quartals verharrte der Absatz in diesem Bereich deshalb auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise im Jahr 2009. Auch in Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Markt in Europa, lag er 33 % niedriger als 2018.

Immerhin brachte das vierte Quartal hierzulande einen deutlichen Nachfrageschub, der allerdings zu einem gehörigen Teil auf eine spezielle Besonderheit des hiesigen Marktes zurückzuführen war. So liegt ab dem 1.1.2020 die Grenze für anonyme Barkäufe bei Edelmetallen bei nur noch 2.000 Euro und damit bei einem Fünftel der bisherigen Barriere. Viele Anleger, die nicht möchten, dass der Kauf ihrer „eisernen“ Reserve in Datenbanken geführt wird, haben deshalb im November und Dezember die Möglichkeit genutzt, noch einmal Gold für bis zu 10.000 Euro erwerben zu können.

© pro aurum, München

Wie geht es nun 2020 weiter?

Der beschriebene Boom zum Ende des Jahres 2019 dürfte in Deutschland dafür sorgen, dass der Absatz an private Kunden zunächst deutlich rückläufig ausfallen wird. Auch die internationale Nachfrage könnte zunächst einen Dämpfer erhalten: Die Aussichten auf einen nun doch geordneten Brexit, die vorsichtig optimistischen Signale rund um den Handelskonflikt zwischen China und den USA und die Beruhigung der Lage in Hongkong und Syrien sind mögliche Gründe dafür, dass sich auch die internationalen Investoren erst einmal wieder anderen Anlagen als Gold & Co. zuwenden.

Langfristig bleiben aber jene Unsicherheitsfaktoren bestehen, die den Goldpreis 2019 gestützt haben und ihm 2020 im weiteren Verlauf des Jahres auch wieder Auftrieb verleihen könnten. Insbesondere ist dabei der Fortbestand der Niedrigzinspolitik zu nennen, der auch in Zukunft Anleger händeringend nach Alternativen suchen lassen wird. Dadurch steigt die Gefahr einer Blasenbildung in immer mehr Anlageklassen, zu allererst bei Aktien und Immobilien. Auch werden notwendige Reformen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik in vielen Ländern hinausgezögert, was ein steigendes Risiko für die jeweiligen Bankensysteme darstellt.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen bleiben die Edelmetalle auf lange Sicht eine sinnvolle Beimischung im Rahmen einer verantwortungsbewussten Geldanlage. 10 Prozent Edelmetalle, die in echten Krisenzeiten auch auf 20 Prozent des verfügbaren Vermögens steigen dürfen, sind dabei sicher kein schlechter Richtwert.